Archiv für den Monat: April 2024

Leserbrief: Verbot hilft leider nicht

In der FN war am Donnerstag, den 28. März 2024 der Bericht über die Tagung des Vorstandes des Fördervereins Aktionskreis Sucht- und Gewaltprävention, Sicherheit und Gesundheitsförderung im Main-Tauber-Kreis (AkS) zu lesen. Zunächst, um Missverständnissen vorzubeugen, mein klares Bekenntnis zu diesem Verein und dessen gute Arbeit. Auch stimme ich zu, dass Cannabis ein gefährlicher Stoff ist, der die Gesundheit der Menschen gefährdet und zu deren Absturz führen kann.

Gleichwohl sollte man die Legalisierung von Cannabis nicht einfach verteufeln. Dem Bericht ist zu entnehmen, dass bereits jetzt der Konsum von Cannabis der zweithäufigste Beratungs- und Behandlungsanlass in den Einrichtungen der Suchthilfe ist. Daraus muss der Schluss gezogen werden, dass das Verbot von Cannabis eben nicht den gewünschten Zweck erreicht, dass das Kiffen möglichst eingeschränkt wird. Dies funktioniert offensichtlich nicht. Es besteht ein krimineller Schwarzmarkt, in dem sich die Dealer eine goldene Nase verdienen. Genau das soll mit dem Gesetz verhindert werden. Offensichtlich gibt es keine großen Probleme bei uns an Cannabis zu gelangen. Da alles auf dem Schwarzmarkt passiert, besteht natürlich die große Gefahr, dass dieses Cannabis auch verunreinigt ist. Ferner wird durch die Illegalität des Cannabiskonsums gefördert, dass Cannabis zur Einstiegsdroge wird. Die jungen Menschen besorgen sich, wo auch immer, Cannabis und können zunächst keine negativen Folgen wahrnehmen. Sie haben also die Grenze zur Illegalität überschritten, ohne weitere Folgen. Wenn man dann also schon rechtswidrig gehandelt hat, ist ein weiterer Schritt zu anderen Drogen nicht mehr so groß und wird leider auch oft gegangen. Der Kontakt zu Dealern besteht und diese werben womöglich auch noch mit anderen härteren Drogen, bei denen schon der einmalige Konsum süchtig machen kann. Deshalb meine ich, sollte es durchaus versucht werden, durch Legalisierung des Cannabiskonsums den Konsum dieses Rauschmittels zu reduzieren. Die Menschen, insbesondere die jungen Menschen, müssen über die Gefährlichkeit auch von Cannabis aufgeklärt werden. Dies tun wohl heute die Dealer nicht.

Davon ausgehend, dass der häufigste Beratungs- und Behandlungsanlass in den Einrichtungen der Suchthilfe der Alkoholkonsum ist, welcher nicht nur seelisch, sondern auch körperlich abhängig machen kann, wäre es m.E. nur konsequent, dass, wenn man gegen die Legalisierung von Cannabis ist, man auch gleichzeitig ein Verbot des Alkoholkonsums fordern müsste. Hier ist es Jugendlichen ab 16 Jahren schon erlaubt, beispielsweise Bier und Wein im Supermarkt zu erwerben.

Deshalb sollte m.E. nunmehr erst mal abgewartet werden, wie sich die Legalisierung des Cannabis auf die Drogenproblematik insgesamt auswirkt. Dass es sich beim neuen Gesetz unstreitig um ein Bürokratiemonster handelt, steht auf einem anderen Blatt.

Rolf Grüning
Kreisrat DIE LINKE